Konferenz: Vertriebene, (Heimweh-)Touristen und ‚Neusiedler‘ in den Grenzgebieten der DDR, Tschechoslowakei und der Volksrepublik Polen
Die dreitägige Konferenz befasst sich mit der Geschichte der Vertriebenen, (Heimweh-)Touristen und ‚Neusiedler‘ in den sozialistischen „Bruderländern“ DDR, Tschechoslowakei und der Volksrepublik Polen bis 1989. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Praktikerinnen und Praktiker aus der Kulturarbeit sollen dabei neue Erkenntnisse gewinnen und über die Zukunft der Verständigung sprechen.
Die Situation der Vertriebenen und Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostprovinzen und Siedlungsgebieten Ostmitteleuropas, die sich in der sowjetischen Besatzungszone/der DDR niedergelassen hatten, unterschied sich in wesentlichen Punkten von ihren Landsleuten im Westen. Ein entscheidender Aspekt war: Die Staaten, in denen ihre frühere Heimat lag, zählten zu den „befreundeten Bruderländern“ des sozialistischen Lagers und die dort lebenden Menschen galten als befreundete Völker. Vertriebene und Flüchtlinge in der DDR konnten so etwas früher und vor einem anderen politischen Hintergrund als die in der Bundesrepublik in ihre alte Heimat nach Böhmen oder Schlesien fahren.
Weitere Hunderttausende DDR-Bürger reisten im Urlaub oder dienstlich in die Tschechoslowakei und nach Polen und begegneten dort den oft erst nach 1945 dahin gekommenen Menschen. Für die Vertriebenen und Flüchtlinge waren solche Reisen immer auch Reisen in die Vergangenheit, in ihre frühere Heimat, zu den Gräbern ihrer Vorfahren, zu den Häusern, in den sie einst lebten und wo nun andere Menschen wohnten. Später war dies auch Menschen aus der Bundesrepublik möglich, die sich darüber jedoch – im Gegensatz zu denen aus der DDR – nach ihrer Rückkehr öffentlich äußern konnten und dies oft auch schriftlich taten, weshalb hierzu bereits viele Erkenntnisse vorliegen. Da das in der DDR nicht möglich war, ist darüber weniger bekannt.
Dieser von Betroffenen oft erwähnte Umstand wurde in der Forschung ebenso wie in der Öffentlichkeit bislang wenig verhandelt. Spärlich untersucht sind in diesem Zusammenhang auch die Begegnungen mit tschechischen und polnischen „Neusiedlern“ sowie deren Blick auf die ehemaligen Bewohner. Die Konferenz widmet sich diesen Geschichten in den zuvor mehrheitlich deutsch besiedelten Gebieten der Tschechoslowakei und wirft einen vergleichenden Blick auf die Situation in der Volksrepublik Polen. Mehr als 35 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhanges wollen wir zudem einen Blick auf bisherige Versöhnungsinitiativen aus Deutschland, Polen und Tschechien werfen und mit Praktikern der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit über die Zukunft der Verständigung sprechen.
Programm
Sonntag, 9. Juni
16:00 – 17:00 Uhr
Registrierung
17:00 – 17:10 Uhr
Begrüßung
17:10 – 17:30 Uhr
Film
17:30 – 18:15 Uhr
Vortrag und Diskussion: Lutz Jahoda aus Brünn – ein populärer Entertainer in der DDR und bekannt auch in der Tschechoslowakei
PhDr. Kristina Kaiserová, CSc., Institut für slawisch-germanisch Studien, UJEP, Ústí nad Labem
18:15 – 19:15 Uhr
Abendessen
19:15 – 21:00 Uhr
Zeitzeugengespräche
Moderation: Ralf Pasch, Autor, Berlin
anschließend
Möglichkeit zu individuellen Gesprächen mit den Zeitzeugen
Montag, 10. Juni
09:00 – 09:30 Uhr
Begrüßung
N. N., Vertreter/in des Bundesministeriums des Innern und für Heimat
Hartmut Koschyk, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft e. V.
Dr. Agnieszka Pufelska, Nordost-Institut (IKGN e. V.)
Dr. Jens Baumann, Beauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler des Freistaates Sachsen
Jiří Řehák, Vize-Hejtman des Bezirks Ústí (angefragt)
09:30 – 10:00 Uhr
Vortrag: „Komm mit uns das Grenzland aufbauen!“
Dr. Andreas Wiedemann, Historiker, Prag
10:00 – 10:30 Uhr
Vortrag: Flüchtling – Umsiedlerin – Neubürger? Verortungen zwischen staatlich forcierten Integrationsmaßnahmen und individuellen Adaptionsstrategien
Prof. Dr. Ira Spieker, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde
11:00 – 11:15 Uhr
Pause
11:15 – 11:45 Uhr
Vortrag: Kleiner eiserner Vorhang. Die tschechisch-sächsische Staatsgrenze 1945 bis 1966
Mgr. Petr Karlíček, Ph.D., Archiv der Stadt Ústí nad Labem
11:45 – 12:30 Uhr
Panel: Flucht und Vertreibung vs. Neuansiedlung - ein kontroverser Vergleich?
Dr. Andreas Wiedemann, Historiker, Prag
Prof. Dr. Ira Spieker, Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde
Mgr. Petr Karlíček, Ph.D., Archiv der Stadt Ústí nad Labem (angefragt)
Moderation: Steffen Neumann, Euroregion Elbe/Labe
12:30 – 14:00 Uhr
Mittagspause
14:00 – 14:30 Uhr
Vortrag: „Grenzen der Freundschaft“. Tourismus zwischen der DDR, ČSSR und Polen
Dr. Mark Keck-Szajbel, Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien
14:30 – 15:00 Uhr
Vortrag: Heimat als Reiseziel zur Zeit des Kalten Krieges. Nostalgietourismus der vertriebenen Deutschen aus der Tschechoslowakei nach 1945
PhDr. Sandra Kreisslová, Ph. D., Philosophische Fakultät der Karls-Universität/Ethnologisches Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften
15:00 – 15:30 Uhr
Vortrag: Die Sudetendeutschen in der Bundesrepublik und der DDR
Dr. Soňa Mikulová, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
15:30 – 16:00 Uhr
Kaffeepause
16:00 – 16:30 Uhr
Vortrag: Heimwehtouristen aus der DDR in Polen
Dr. Mateusz Hartwich, Historiker, Berlin
16:30 – 18:00 Uhr
Panel: Nostalgietourismus aus der DDR und der Bundesrepublik – Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Dr. Mateusz Hartwich, Historiker, Berlin
Dr. Mark Keck-Szajbel, Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien
Wilfried Rogasch, Kurator der Ausstellung „Stillgeschwiegen! – Vertriebene in der SBZ und DDR“ (angefragt)
Dr. Agnieszka Pufelska, Nordost-Institut (IKGN e. V.)
Moderation: Ralf Pasch, Autor, Berlin
18:30 – 20:00 Uhr
Abendessen
20:00 – 21:00 Uhr
Kamingespräch „Schritte der Verständigung in den 1980er bis 2000er Jahren“ (Arbeitstitel)
PhDr. Kristina Kaiserová, CSc., Institut für slawisch-germanische Studien UJEP, Ústí nad Labem
Daniel Herman, Minister für Kultur der Tschechischen Republik a.D./Sdružení Ackermann-Gemeinde (angefragt)
Hartmut Koschyk, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft e. V.
Richard Neugebauer, Vize-Präsident der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik (angefragt)
Moderation: Steffen Neumann, Euroregion Elbe/Labe
Dienstag, 11. Juni
09:00 – 09:30 Uhr
Vortrag: Heimwehtouristen im Visier des tschechoslowakischen Geheimdienstes
N.N.
09:30 – 10:00 Uhr
Berichte aus der Verständigungspraxis: Ackermann-Gemeinde, Antikomplex
Marie Neudörfl, Geschäftsführerin Ackermann-Gemeinde (angefragt)
Exkursion in verschwundene Dorf Vorderzinnwald / Přední Cínovec (ca. 150 Minuten inkl. Bustransfer)
Mgr. Jan Kvapil, Ph.D, Germanist, Ústí nad Labem (Aussig)
(bitte anmelden, max. 30 Personen)
StadtführungTeplitz/Teplice Jutta Benešová, Teplice
Durch das Kurviertel Schönau zu den Kurhäusern und auf den Schlossplatz. Die Führung endet in der Beuroner Kapelle. (ca. 90 Minuten)
(bitte anmelden, max. 20 Personen)
Die Konferenz findet im Hotel Pivovar Monopol in Teplice statt.
Die Adresse des Tagungsortes lautet: Českobratrská 25, 415 01 Teplice.
Das Hotel Pivovar Monopol zieht sich durch einen ganzen Block, deshalb ist auch von Norden der Zugang von der Masarykova třída (Nr. 433/42) möglich. Dieser Zugang ist besser, wenn Sie per Bahn anreisen oder an dieser Straße parken.
Anreise per Bahn
Vom Bahnhof sind es rund 450 m zu Fuß bis zum Tagungsort. Gehen Sie am besten die Straße Vrchlického (z.T. Nádražní náměstí genannt) herunter und dann die erste nach rechts (Masarykova třída). Das Haus Nr. 433/42 auf der linken Seite ist das Hotel Pivovar Monopol. Drinnen müssen Sie durch das ganze Gebäude fast bin ans andere Ende durchgehen.
Parken
In der Nähe gibt es die folgenden Parkmöglichkeiten:
am Straßenrand der Masarykova třída,
am Straßenrand der Kollárova,
am Straßenrand der Mrštíkova,
am Straßenrand der Potěminova,
auf dem Platz Benešovo náměstí.
Die Parkplätze im öffentlichen Raum kosten alle ca. 30 CZK pro Stunde.
Anmeldung und Übernachtung
Die Anmeldung zur Konferenz ist bis zum 30. Mai 2024 möglich.
Wir haben in drei Hotels in Teplice Kontingente an Zimmern zu einem für Sie vergünstigten Preis reserviert. Diese Kontingente sind nur für Gäste, die zwei Übernachtungen benötigen. Beim Anmeldeformular (s.u.) finden Sie auch Angaben zu den Hotels. Die Anmeldung bei den Hotels übernehmen wir. Wenn Sie dieses Angebot nutzen wollen, ist der Anmeldeschluss bereits am 14. Mai 2024.
Zur Anmeldung verwenden Sie bitte unser Anmeldeformular.
Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt der Deutschen Gesellschaft e. V. und der Euroregion Elbe/Labe.
Das Vorhaben wird gefördert vom Bundesministerium des Innern und für Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, dem Kleinprojektefonds in der Euroregion Elbe/Labe (beantragt) und dem Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa (IKGN) e.V. – Nordost-Institut (gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages).